Daedalus und Mugshot-Prints

Daedalus und Mugshot-Prints
Dresdner kreativ

Hannes Weise und Hagen Lippmann haben sich 2015 damit selbstständig gemacht fair trade gehandelte Shirts zu bedrucken. Warum die beiden gleich zwei T-Shirt-Labels gegründet haben, verriet Hagen im Interview. Ich besuchte ihn dafür in den Räumen des Wächterhauses »eau 42« am Emerich-Ambros-Ufer und bestaunte vor allem ihre gebaute Siebdruck-Werkstatt. 


Wie seid ihr dazu gekommen ein T-Shirt-Label zu gründen? 

Wir sind gemeinsam ziemlich lange in einem Bus unterwegs gewesen und haben überlegt, was wir auf längere Sicht für ein sicheres Unternehmen gründen könnten. Ich persönlich wollte immer gerne im Kulturbereich arbeiten und diese Ambition mit einer Branche kombinieren, die derzeit am Wachsen ist und die in Zukunft auch immer noch Gehalt haben wird – und heutzutage braucht nunmal jeder T-Shirts. Wir können und konnten mit Bands zusammenarbeiten, mit kleinen Betrieben, mit Leuten, die wir interessant finden, mit dem Hygiene-Museum oder mit DJs, die Clubs auf der ganzen Welt bespielen. Wir machen lustige Punkrock-Shirts für die Omi und vom Großen bis zum Kleinen können wir etwas anbieten, das jedem individuell gefällt. Außerdem zeichne ich schon seitdem ich ein Kind bin und der Siebdruck-Stil, diese klare Farbtrennung, passt sehr gut zu dem Stil, den ich mir über die Jahre angeeignet habe. 

Was reizt dich daran auf Textilien zu arbeiten? 

Die Herausfordung dabei ist, dass das Shirt als Medium gewisse Einschränkungen mit sich bringt, die die Motivgestaltung beeinflussen. Ich finde es aber vor allem interessant ein Medium zu haben, mit dem die Menschen herumlaufen und das dadurch in der Öffentlichkeit sichtbar ist. Dabei bleibt es immer auch ein Alltagsgegenstand, den eigentlich jeder besitzt und den auch jeder unserer Kunden braucht. Die Vereine brauchen Werbung, die Betriebe brauchen ihre Logos auf den Shirts und die Bands brauchen Merchandise. Wir erleben da ziemlich viel positives Feedback. Das macht definitiv einen großen Reiz aus. 

Warum habt ihr euch dazu entschieden gleich zwei Labels zu gründen? 

»Mugshot Prints« und »Daedalus« sprechen eine unterschiedliche Kundschaft an. Bei »Mugshot Prints« werden ausschließlich Auftragsarbeiten gefertigt, es ist also ein Business-to-Business-Unternehmen, bei dem zum Beispiel Musiker Shirts für ihren Merchandise-Stand bestellen können. »Daedalus« hingegen ist ein Experimentierfeld, bei dem wir nur Shirts mit selbst entworfenen Motiven anbieten und dabei die Rolle von Designern einnehmen. Diese Shirts findet man bisher leider nur in einem Geschäft, der Jakobpassage in Görlitz. 

Was bewegt die Kunden von »Mugshot Prints« nicht eher bei größeren Herstellern zu bestellen? 

Wir reden sehr viel mit unseren Kunden und nehmen uns auch die Zeit auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einzugehen. Somit können wir auch auf die kleinsten Änderungen flexibel reagieren und unsere eigenen Erfahrungen mit einbringen, um das Produkt schon vor und während des Entstehungsprozesses den Kundenwünschen entsprechend zu verbessern. Wir arbeiten zum Beispiel sehr häufig mit Musikern zusammen. Die haben natürlich nie Zeit. Die wollen eine Platte aufnehmen oder auf Tour gehen und ihre Merchandise-Produkte stehen meistens an vierter oder fünfter Stelle, selbst wenn die Produkte für viele Bands eine sehr wichtige Einnahmequelle darstellen. Für uns stehen sie aber an erster Stelle und wir verbringen sehr viel Zeit damit ihnen ein gutes Produkt herzustellen. Tatsächlich gefällt es auch vielen unserer Kunden, dass wir auf Fairtrade setzen und dabei qualitativ hochwertige Shirts für sie aussuchen. Sie bezahlen dann gerne auch mehr in der Produktion, obwohl sie das Shirt dann trotzdem nicht teurer verkaufen. 

Wo kann man die Shirts von »Daedalus« eigentlich kaufen? 

Man kann sie im Netz bestellen, aber ansonsten gibt es sie derzeit nur in einem Laden: der Jakobpassage in Görlitz. Das sind Freunde von uns, die ein sehr engagiertes Projekt gestartet haben. Sie verkaufen nicht nur Kleidung, sondern haben zudem auch noch das Konzept einer offenen Fahrradwerkstatt mit einem Geschäft für Möbeldesign kombiniert. Die haben das Haus, in dem übrigens auch der Film »Der Vorleser« gedreht wurde, ausgebaut und saniert und machen dort jetzt auch regelmäßig Veranstaltungen. 

Wie geht es bei euch in Zukunft weiter?  

Wir wollen in Zukunft mit dem Rosenwerk zusammenarbeiten und vermehrt Workshops anbieten. Zudem wollen wir eine Fotoreihe mit dem Fotografen Marcus Lieder machen, in der Menschen in Alltagssituationen gezeigt werden, die sie prägen. Zum Beispiel den Schlagzeuger beim Schlagzeug spielen oder Leute beim Kochen. Außerdem wollen wir mit einem Laden in Dresden zusammenarbeiten. Wir denken da an das Populi. Das ist ein Fairtrade-Laden in der Neustadt und vielleicht ein, zwei weitere.Wir ziehen auch gerade innerhalb des Wächterhauses in einen größeren Raum, weil wir uns ein neues Siebdruckkarussell zugelegt haben, mit dem wir auch 4-Farbdrucke machen können. Zudem bauen Freunde von uns ein Haus neben der Chemiefabrik aus, in das wir dieses oder nächstes Jahr umziehen wollen, um anderen die Möglichkeit zu bieten uns bei der Arbeit über Schulter zu schauen und ihnen Workshops zu geben. Das könnte nicht nur für uns ein neuer Dreh- und Angelpunkt werden.

Weitere Informationen unter:


(Das Interview wurde im Auftrag des Dresdner Kulturmagazins geführt.)


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