DIE HÜLLE MEINER ERSCHEINUNGEN EIN KORSETT
Die Hülle meiner Erscheinungen ein Korsett
Malerei von Julius Georgi, kuratiert von Stephan Zwerenz
Beeinflusst von den Theorien des Radikalen Konstruktivismus sucht Julius Georgi in seinen Bildern nach der Rolle des Betrachters bei der Konstruktion von Wirklichkeit. Die ontologische Ursache unserer Sinnesreize sei dieser Theorie zufolge möglicherweise dieselbe, die individuellen Wahrnehmungen unserer Umwelt aber können stark voneinander abweichen. Der Radikale Konstruktivismus geht davon aus, dass die Konstruktion von Wirklichkeit die Grundfunktion des „Wahr-Nehmens“ darstellt und dass das menschliche Denken aus den konventionell gewordenen Denksystemen unserer Mitmenschen resultiert. „Objektivität“, so hat sich Heinz von Foerster ausgedrückt, sei daher „die Wahnvorstellung, Beobachtungen könnten ohne Betrachter gemacht werden.“ Unsere Wahrnehmung sei deshalb bereits eine Interpretation unserer Sinnesorgane und „Wahrheit [...] die Erfindung eines Lügners.“
Georgi, der diese Theorie auf die Rezeption des Kunstwerks anwendet, führt diese Ansichtsweise zu der Hinterfragung unserer Sehgewohnheiten. Dabei überlässt er dem Betrachter die Auslegung seiner Bilder und bringt ihn dazu in sich selbst zu blicken. Seine Werke vermitteln den Eindruck von einer Schwerelosigkeit, in der sich Bedeutungszusammenhänge zu verflüssigen scheinen. Ein unkonkretes Gefühl der Beklemmung wird bald zur Triebfeder der eigenen Suche nach Bedeutung. Das verlangt vom Betrachter ein gewisses Maß an Geschicklichkeit im Umgang mit den eigenen Assoziationsfähigkeiten. Der Betrachter wird somit selbst zum Schöpfer des Kunstwerks.
Zugleich aber sind Georgis Arbeiten immer auch eine Auseinandersetzung mit sich selbst. Im Akt des Malens verlässt er sich auf Intuition. Ideen und Konzepte werden immer wieder verworfen und neu angelegt, Bilder übermalt und Leinwände umgedreht oder zerschnitten, Farbschichten abgeschabt und neu aufgetragen. In diesem beständigen Hinterfragen der eigenen Vorstellungen und Sichtweisen stellt sich ihm die Frage nach der Rolle des Individuums im eigenen Handeln. Durch das Anzweifeln statischer Theorien versucht er tradierte Denkweisen durch etwas Neues zu ersetzen. Georgi beschreibt seine Arbeitsweise deshalb mit dem Satz:
„Bilder sind Wolken, in denen etwas seinen Anfang findet.“
Kontakt und weitere Informationen unter:
www.julius-georgi.de
Kuration und Text: Stephan Zwerenz
Ausstellung im Hole of Fame
Vernissage: 18. August, 20 Uhr
Finissage: 1. September, 20 Uhr
Öffnungszeiten: Do / Fr 18 – 21 Uhr
www.julius-georgi.de
Kuration und Text: Stephan Zwerenz
Ausstellung im Hole of Fame
Vernissage: 18. August, 20 Uhr
Finissage: 1. September, 20 Uhr
Öffnungszeiten: Do / Fr 18 – 21 Uhr