In welcher Welt wollen wir leben?

In welcher Welt wollen wir leben?
Utopien beim 10. Umundu – Festival für nachhaltige Entwicklung

Wir brauchen mehr positive Zukunftsvisionen! Das mögen sich vielleicht die Organisatorinnen und Veranstalter des Umundu-Festivals gedacht haben, als sie das diesjährige Festival-Thema unter den weitgefassten Begriff »Utopie« gestellt haben. Denn Utopien sind in unserer Gesellschaft selten geworden. Meist dominieren nur noch apokalyptische Untergangsszenarien, die, wenn auch nicht unberechtigt, uns beständig vorrechnen, wie lange wir noch zu leben haben und wann genau alles den Bach runtergeht, wenn wir unser Verhalten nicht ändern. Doch wie können wir aus diesen berechtigten Kritiken an wirtschaftspolitischen Zusammenhängen Handlungsanweisungen formulieren, wenn nicht durch positive Zukunftsprognosen?

Das Bild stammt aus der Pressemappe vom Umundu-Festival 2015.

Die Utopie scheint im Laufe des vergangenen Jahrhunderts schon fast einen anrüchigen Status bekommen zu haben, den sie nicht mehr loszuwerden scheint. Zu sehr fühlen sich Unternehmer und Politiker in der freien, globalen Marktwirtschaft an Gesellschaftspläne aus den Zeiten des Realsozialismus und des Nationalsozialismus erinnert. Dementsprechend begreifen sie auch Wirtschaftspläne als Einschnitte in ihre Freiheit. Doch müssen Utopien tatsächlich zwangsläufig totalitär strukturiert sein oder können sie auch losgelöst von Ideologien existieren? Und muss der ideale Zustand eines Staates eigentlich unbedingt von oben vorgeschrieben sein oder können Utopien auch durch eine Graswurzelbewegung in die Gesellschaft von unten einmassiert werden?
 
In etwa 50 Veranstaltungen verteilt auf 25 Locations wird das Thema in vielfältigen Vorträgen, Dokumentationen, Workshops, Ausstellungen und Gesprächsrunden behandelt und aus verschiedenen Sichtweisen beleuchtet. Diskussionsansätze gibt es genug. In einem Punkt sind sich aber wahrscheinlich alle einig, nämlich dass es in den Zeiten der Postwachstumsgesellschaft neue Entwürfe für die Zukunft braucht, um die Gesellschaft nachhaltig zu verändern. Es geht schließlich um die Frage, in welcher Welt wir leben wollen. Dabei werden nicht nur mögliche wirtschaftliche, gesellschaftliche und pädagogische Modelle vorgestellt und aktuelle Probleme beleuchtet, sondern es werden auch alternative und bereits bestehende Projekte und Firmen-Utopien auf ihre Tauglichkeit untersucht. Zudem wird in diesem Jahr auch ein besonderer Schwerpunkt auf künstlerische Standpunkte des Themas gelegt.

Umundu-Festival, vom 28. September bis 6. Oktober an diversen Orten in Dresden; mehr Informationen und das komplette Festivalprogramm unter www.umundu.de


(Dieser Text ist für das Dresdner Kulturmagazin entstanden.)

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