ZONE 13

ZONE 13 
Regie: Christiane Guhr, Dramaturgie: Stephan Zwerenz

Frei-Spieler Kollektiv in Kooperation mit dem Labortheater der HfBK Dresden
und dem Kulturschutzgebiet Projekttheater Dresden


Foto: Eric Vogel

Inhalt

Im Sowjet-Russland der 70er Jahre versucht ein Autorenkollektiv an der Staats-Zensur vorbei Kritik am sozialistischen System zu üben. Im 13. Stockwerk eines Plattenbaus schreiben Sie an dem Drehbuch ihres neuen Science-Fiction-Films Zone 13.
 
In der mysteriösen „Zone“ scheinen eigene Gesetze zu herrschen. Jede Handlung kann alles verändern, die Zone wie ihre Besucher. Dabei kann jeder Schritt auch den Tod bedeuten. Dennoch begeben sich illegal geführte Expeditionsteams auf die Suche nach einem geheimnisvollen Zimmer, das angeblich die innersten Wünsche der Menschen erfüllt.
 
Je tiefer die Autoren in ihrer eigenen Geschichte versinken, desto mehr Parallelen entdecken sie zu der realen Welt, die bald ihre eigenen Tücken und Gefahren offenbart.

Die Inszenierung verwebt skurrile Szenen des Alltagssozialismus mit atmosphärisch dichten Szenen des Science-Fiction-Werks Zone 13, an dem das Kollektiv arbeitet. 


Inspiriert von den Romanen Picknick am Wegesrand (1971) und Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang (1973/77) von Boris und Arkadi Strugazki, Solaris (1961) von Stanislaw Lem, sowie den Verfilmungen von Andrei Tarkowski Stalker (1978/79) und Solaris (1972).

 
Besetzung
 
Spiel
Rosa Klug, Stefanie Lorenz, Amelie Schmidt, Hannes Emmerich,
Paul Förster, Tom Geigenmüller, William Kern, David Lorenz
 
Leitung / Regie
Christiane Guhr

Dramaturgie
Stephan Zwerenz

Bühnenbild
Hyeli Kim (HfBK Dresden)

Kostümbild
Kirsten Markwald (HfBK Dresden)

Licht
Geohwan Ju (HfBK Dresden)

Sound
Martin Zerrenner

Projektion
Eric Vogel

Theatermalerei
Fabian Tietz (HfBK Dresden)

Maske
Anna Gutmann
Britta Karbach
Viktoria Wolfram
Lotte Hellweg 

(HfBK  Dresden)


Termine
 
14.12.2018 Premiere 19:30 Uhr
15.12.2018 Vorstellung 19:30 Uhr
im Labortheater der HfBK Dresden, Güntzstraße 34
 
Weitere Vorstellungen Januar / Februar / März 2019
im Projekttheater Dresden, Louisenstraße 47
 
30.01.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
31.01.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
 
12.02.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
13.02.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
 
27.03.2019 Vorstellung 20:00 Uhr
28.03.2019 Vorstellung 20:00 Uhr

 
Trailer



Hintergrund / Bezug / Anliegen
 
Das Werk, über das die jungen Autoren schreiben, thematisiert die „Zone“, ein von außen (möglicherweise von Außerirdischen / vom Unbekannten) veränderter, kontaminierter, verfremdeter Bereich Erde. Was diese Veränderung mit den Menschen, dem betroffenen Territorium, den angrenzenden Regionen macht, wollen die Schreibenden in ihrem Werk erforschen. Jeder aus einer anderen Perspektive. Dabei ist die Zone ihnen Analogie für die eigene Situation in einem abgeschotteten Staat, der seine Fühler vielleicht bereits bis in ihre Köpfe ausgestreckt hat. Die Zone steht hier aber nicht nur für Gefahr, sondern auch für ein Schutzgebiet, behaftet mit Abenteuern, Mythen und Wünschen. 

Die Inszenierung Zone 13 ist keine Dystopie. Es ist die Auseinandersetzung mit einem Überwachungsstaat und den Stimmen, die sich in einem solchen System aus innerem Drang kritisch äußern müssen, aber häufig zum Schweigen gebracht werden – ob Künstler, Schriftsteller oder Journalisten. Die Parallelen zur gegenwärtigen Situation von Autoren und Journalisten liegen auf der Hand, in zahlreichen Ländern müssen auch heute noch AutorInnen Angst nicht nur vor Zensur, sondern auch vor Gefängnissen oder Schlimmerem haben. 

2019 jährt sich der Mauerfall zum 30. Mal. Unser Publikum ist im Durchschnitt Mitte 20. Sie sind die Nachgeborenen und kennen das System DDR und den Ostblock nicht mehr. Es ist uns ein Anliegen, sie auf die damalige Situation von Kunst und Künstlern aufmerksam zu machen und ihnen zu zeigen, dass deren Texte an Aktualität nichts verloren haben und auch den heutigen Zeitgeist treffen. Wir nehmen deshalb einige der Autoren der ehemaligen Sowjetunion bzw. des Ostblocks in den Fokus, vor allem die Brüder Strugazki, Andrei Tarkowski und Stanislaw Lem.


Zensur in der Sowjetunion

Nach dem Tod Stalins 1953 fand mit der Chruschtschow-Ära (1953-1966) eine Lockerung der Zensur in der UdSSR statt, die als sogenannte „Tauwetterperiode“ bezeichnet wurde. Viele steckten große Hoffnung in eine bevorstehende Zeit der Liberalisierung und Demokratisierung. Selbst viele systemkonforme Politiker hofften, auch aufgrund Chruschtschows Geheimrede „Über den Personenkult und seine Folgen“ am XX. Parteitag der KpdSU, auf eine baldige Einführung der Meinungs- und Pressefreiheit. Nach parteiinternen Zerwürfnissen wurden aber die Zensurvorschriften 1964 wieder verschärft und Chruschtschow wurde 1966 zum Rücktritt gezwungen.

Die nachfolgende sogenannte „Breschnew-Stagnation“ (1966-1986) ist durch eine erneute Verschärfung der Zensur zu Propagandazwecken gekennzeichnet. Vor allem die Maßnahmen des Prager Frühlings 1968, bei dem die Regierung des neu gewählten tschechoslowakischen Generalsekretärs Alexander Dubček einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ forderte, betrachte das Zentralkomitee der Sowjetunion als Bedrohung ihrer Macht. Die neuen Freiheiten der Presse, Wissenschaft, Informationen und Reisen sollten zu einem kulturellen Pluralismus führen. Die Breschnew-Regierung ließ daraufhin Panzer in Prag einrücken und schlug somit die neue Regierung nieder. Von dieser Erfahrung geprägt, stellte sich für die russische Regierung als höchste sozialistische Instanz die Frage, wer denn die Sowjetunion im Falle eines Einzugs des „Kapitalismus / Imperialismus“ befreien würde.


Dementsprechend hart gingen von nun an die Zensurbehörden vor. Zensiert wurden nicht mehr nur die tatsächlich aufgeschriebenen und ausgesprochenen Worte sondern auch Gedanken, die diese Worte ggf. im Leser hervorrufen könnten. Die sowjetischen Künstler mussten sich infolgedessen neue Möglichkeiten einfallen lassen die Zensur zu umgehen, wenn sie Themen ansprechen wollten, die von den Behörden nicht freigegeben waren.

Boris Strugazki berichtet von dem Lektorat des Romans Picknick am Wegesrand: „[Die Anmerkungen der Zensoren] umfassten 18 Seiten und sind in verschiedene Abteilungen gegliedert: ,Anmerkungen zum amoralischen Verhalten der Romanfigurenʻ (insgesamt 93), ,Anmerkungen  zu physischer Gewaltʻ (36), ,Anmerkungen zu vulgären und Jargon-Ausdrückenʻ (251).“ In dem Roman Die bewohnte Insel von 1969 waren es sogar 896 Stellen, die der Zensur zum Opfer fielen. Umso absurder schien es, dass von offizieller Seite her die Wirklichkeit der Zensur völlig verleugnet wurde, denn rein rechtlich gesehen gab es sie gar nicht und ihr Vorhandensein wurde stets abgestritten. Dafür hatte man sich für die ausführenden Künstler mitunter hanebüchene Ausreden einfallen lassen, um nicht den Anschein zu erwecken, in der UdSSR gäbe es keine Meinungsfreiheit.


In Eine Milliarde Jahre vor dem Weltuntergang gehen die Brüder Strugazki mit dem Thema Zensur spielerisch um. Zwei Wissenschaftler werden in faustischer Manier von „Himmel und Hölle“ bei der Entdeckung neuer Erkenntnisse gestört. Es ist natürlich kein Zufall, dass die zunächst noch sehr absurden Vorfälle, sich bald als die Machenschaften einer Geheimgesellschaft entpuppen, deren zentralen Methoden denen des In- und Auslandsgeheimdienstes KGB stark ähneln: Observation, Einschüchterung, Propaganda und Desinformation. Ziel aller Methoden ist es, dass das feindliche Subjekt sich selbst verleugnet, seine Handlungen und sein Denken ändert, bevor es weggesperrt wird. Boris Strugazki schrieb dazu: „Wenn ich es recht bedenke, hatten alle handelnden Personen dieses Romans reale Vorbilder.“

Nach dem Fall der Sowjetunion nutzten viele ehemalige Geheimdienstmitarbeiter die Gunst der Stunde und strukturierten die neue Regierung maßgeblich mit. Viele davon setzten sich selbst an die Spitze der oligarchischen Macht. Man sprach gar von den „neuen Adligen Russlands“. Wladimir Putin, als prominentestes Beispiel, war nicht nur ehemaliger KGB-Agent, sondern auch der Präsident des Nachfolgegeheim-dienstes FSB, unmittelbar bevor er zum Ministerpräsidenten ernannt wurde. Im Gegensatz zur ehemaligen DDR gilt es auch heute nicht als verpönt, sich zum KGB zu bekennen, vielmehr steht die Zugehörigkeit zum Geheimdienst gleichbedeutend mit Loyalität, Zuverlässigkeit und einer herausragenden gesellschaftlichen Stellung.
    

Die Suche nach den innersten Wünschen 

Die Unterschiede zwischen dem Film Stalker von Andrei Tarkowski und der Romanvorlage Picknick am Wegesrand von den Brüdern Boris und Arkadi Strugazki sind mitunter gravierend. Obwohl die Brüder auch die Drehbuchvorlagen (es waren etwa sieben bis neun) für den späteren Film schrieben, entwickelte Tarkowski seine eigene mystisch und philosophisch aufgeladene Version der Handlung daraus.

Boris Strugazki erklärte, dass die Idee zu Picknick am Wegesrand recht simpel war. Ihr erster Eintrag ins Arbeitstagebuch (Februar 1970) lautete: „Der Affe und die Konservendose. Dreißig Jahre nach einem Besuch von Außerirdischen wird auf den Kram, den sie zurückgelassen haben, Jagd gemacht, die Dinge werden gesucht und erforscht, sie rufen Unglücksfälle hervor, wachsender Aberglaube, eine Verwaltung, die die Macht zu ergreifen versucht, indem sie sich die Verfügungsgewalt über diese Gegenstände sichert, eine Organisation, die bestrebt ist, sie zu vernichten (das vom Himmel erhaltene Wissen ist nutzlos und schädlich, jeder Fund kann nur zum Missbrauch führen). Schatzsucher werden für Zauberer gehalten. Sinkende Autorität der Wissenschaft. Aufgegebene Biosysteme (eine fast entladene Batterie), auferstandene Tote aus allen möglichen Zeitaltern …“

Ein Jahr später ist daraus ein Jugend- und Abenteuerroman mit Science-Fiction-Elementen entstanden. Eine von sechs Zonen, die wahrscheinlich außerirdischen Ursprungs sind und in denen eigene (vor allem biochemische) Gesetze herrschen, wurde zum Ort der Handlung. Schatzgräber bergen daraus Artefakte und erzählen sich Geschichten von einer goldenen Kugel, die angeblich Wünsche erfüllen soll.

In Stalker überhöht Tarkowski die Zone zu einem mystisch-philosophischen Nicht-Ort. Sie kann für vieles stehen, je nach Lesart des Betrachters. Tarkowski will sich dabei aber auf keine Variante festlegen. Auch eine allegorische Lesart seines Film werde seinen Ansprüchen nicht gerecht: „es gibt hier keine Allegorie. Ich bin mehr interessiert daran, das Leben selbst aufzudecken, als mit einfachen Symbolismen zu spielen.“


Und doch sind seine Figuren zu allegorischen Charakteren abstrahiert. Schriftsteller und Wissenschaftler sind Intellektuelle, Teil einer gesellschaftlichen Elite, die ihrem in Wahrheit sehr trostlosen Leben entkommen wollen. In der Zone, der Schnittmenge zwischen Natur, Gesellschaft und Geschichte wirken diese Menschen bald wie sehr verletzliche Geschöpfe ohne Orientierung, getrieben von niederen Beweggründen, die sich vor sich selbst fürchten und von tiefen Selbstzweifeln geplagt sind. Sie suchen etwas, ohne zu wissen, was es sein könnte. Und träumen davon, dass ihre Wünsche in Erfüllung gehen.

Während sich in Picknick am Wegesrand das Gerücht der Kugel, die Wünsche erfüllt, später als vermutlich wahr herausstellt, ist es bei Tarkowski genau anders herum. Die Existenz des Zimmers, das die Wünsche der Menschen – und zwar die innersten, verborgenen Wünsche – erfüllt, wird als gegebene Tatsache vorangestellt. Überraschend beiläufig stellt sich heraus, dass das Zimmer allem Anschein nach gar keine Wünsche erfüllt. Den Grund dafür nennt der Stalker seiner Frau am Ende des Films: „Sie denken jede Minute nur daran, ihren Preis zu erhalten, sich möglichst teuer zu verkaufen. Sie wollen alles bezahlt haben, jede seelische Regung. Sie wissen, sie sind was in der Welt. Sind die Berufenen, sie leben ja nur ein Mal. Wie wollen solche an etwas glauben? […] Keiner glaubt, keiner will! Nicht nur diese beiden. Niemand! Wen soll ich denn da hinführen? Mein Gott! Und das Schlimmste: Niemand braucht es! Niemand! Kein Mensch braucht dieses Zimmer! Alle meine Anstrengungen sind sinnlos!“


Das Vorhaben des Stalkers scheitert, weil die Menschen nicht bereit sind, an die Hoffnung zu glauben und an sich selbst. Im sowjetischen Russland, das nach sozialistischem Ideal die Religion abschaffen wollte und in dem sich das Individuum der Gemeinschaft unterzuordnen hatte, war dies eine politische Aussage, die sich nur ein international erfolgreicher Regisseur wie Tarkowski leisten konnte.

Auch in der Verfilmung Solaris des gleichnamigen Romans von Stanislaw Lem werden die Wünsche und Hoffnungen des Individuums thematisiert. Bei Solaris aber wird der unausgesprochene Wunsch der Protagonisten, ihre verstorbenen Angehörigen wiederzusehen, zum Alptraum. Ein lange erforschtes aber nur wenig verstandenes Lebewesen, das einem Ozean gleich den Planeten Solaris umspannt, formt aus den Erinnerungen der Besatzung einer interstellaren Forschungsstation menschliche Abbilder aus Neutrinos. Die sehen nicht nur so aus wie ihre realen Vorbilder, sondern denken auch ihnen ähnlich. Langsam aber sicher realisieren sie, dass sie eigentlich schon tot sind und ihre Existenz keine Zukunft haben kann. Der Handlung von Stalker ähnlich endet die Konfrontation des Individuums mit seinem innersten Selbst ausweglos und verzweifelt.

Das tragische Ende von Stalker kann aber auf eine verklärte Art und Weise auch aufbauend wirken. Wenn man erkennt, dass der Stalker die hoffnungsloseste Figur von allen ist, dann nämlich offenbart sich dem Zuschauer sein innerster Wunsch, und der dürfte in etwa so lauten, wie es der Stalker am Ende der Romanvorlage Picknick am Wegesrand formuliert: „Glück für alle, umsonst, und niemand soll gekränkt fortgehn!“


FREI-SPIELER-KOLLEKTIV
 
Die Frei-Spieler sind eine Theatergruppe die in Dresden seit 2009 in Kooperation mit der HfBK und verschiedenen kulturell aktiven Partnern Theater für ein überwiegend junges Publikum realisiert. Die Gruppe ist an keinen festen Träger gebunden. Unter der professionellen Leitung von Christiane Guhr entstehen die gemeinsamen Produktionen. Experiment, aktuelle Inhalte, künstlerische Ausprägung in Spiel und Gestaltung, immer wieder neu erkundete Wege in der Erarbeitung, die Erschließung unbekannter Spielorte bei Networkpflege der bestehenden Kooperationskontakte stehen im Fokus der Arbeit.
 
Unsere eigenen Textfassungen entstehen immer in Auseinandersetzung mit bekannten und unbekannten Dramen, Filmen, Prosa oder Themenkomplexen. Sie verlieren nie den authentischen Blick der Darsteller. Unseren Produktionen gemein ist die Thematisierung aktueller gesellschaftlicher Fragen und Probleme, sowie die ungewöhnliche konzeptionelle Umsetzung in Form von Collagen.

 
Besonderheit des Frei-Spieler Kollektivs
 
Die Arbeiten des Frei-Spieler Kollektivs zeichnen sich durch brennende Aktualität, Mut zu Komplexität, zu Grenzüberschreitung, künstlerisch hochwertige Ausstattung und die Bearbeitung von vielschichtigen Themengebieten aus.

Das Kollektiv, bestehend aus künstlerisch Aktiven und bis dahin nicht Aktiven, sieht sich als Raum gebend für Experiment, Gestaltung, Denkansätze und Horizonterweiterung. Unbequeme gesellschaftliche Themen und philosophische Ansätze sind legitim, Systeme dürfen in Frage gestellt werden. Es ist Anliegen die Beteiligten und die Zuschauer zum sinnlichen Denken anzuregen. Die Barriere zwischen denen auf der Bühne und denen auf den Sitzen ist niedrigschwellig – Kommunikation folgerichtig.

In der heutigen Kulturdebatte können Inszenierungen freier Kollektive in dem Umfang, mit dem wir unsere Inszenierungen ausstatten, nicht realisiert werden. Die Folge sind häufig Zwei-Mann/-Frau- Stücke. Doch sieben professionelle SchauspielerInnen, Bühne, Kostüm, Dramaturgie, Sound und Regie würden das Budget einer freien Produktion sprengen. Sicher ist dies ein Grund dafür, dass sich das Frei-Spieler Kollektiv in einer Nische angesiedelt hat, in dem es professionelle Arbeit mit Amateuren mit der Arbeit Studierender der HfBK kombiniert.


Aber auf diese Weise ist es uns in den letzten Jahren möglich gewesen, gut ausgestattete Inszenierungen auf die Bühne zu bringen, gute Spieler auszubilden, gute Texte zu erarbeiten und damit ein großes junges Publikum anzusprechen.

Es ist nicht zu hoch gegriffen Themen wie Terrorismus, RAF, Bewusstseinsbeeinflussung, Künstliche Intelligenz, Wahnsinn und Drogen zu behandeln und dazu Autoren oder Regisseure wie Fassbinder, Koltés und Godard heranzuziehen – um nur einige der Themen und Autoren vergangener Aufführungen zu nennen. Es ist uns so gelungen Theater-fremde oder -neulinge für anspruchsvolles Theater zu begeistern, auch indem wir unsere Themenschwerpunkte mit dem aktuellen Zeitgeist verwebten.

Unser Publikum hat uns seine Begeisterung nicht nur im anschließenden Gespräch spüren lassen, sondern sie wird auch aus den Besucherzahlen ersichtlich, die bei etwa 500 Besuchern je Inszenierung lagen.

Mut zum Denken und zum Intellekt – in einer Stadt wie Dresden! Unsere Inszenierungen geben keine vorgefertigten Antworten, aber sie wollen anregen eigene Meinungen zu bilden. Sie setzen sich mit der kulturellen Identität und der jüngsten Vergangenheit auseinander, wollen Lust zum Nachdenken machen und junge Leute mit Themen konfrontieren, mit denen sie vielleicht nicht zwangsläufig im Studium oder in ihrem Alltag in Berührung kommen würden.


Kooperation mit der HfBK
 
Durch die Kooperation mit der HfBK ist die Arbeit des Kollektivs möglich. Die inszenatorisch aufwendigen Produktionen – sie stehen einer professionellen Inszenierung in nichts nach – ähneln vielleicht der Arbeit der Bürgerbühne Dresden, bieten Raum für erste angewandte Arbeiten der Bühnen- und Kostümbildstudierenden. 

Dresden hat keine Schauspielhochschule wie etwa Leipzig, die es ermöglichen würde experimentierende Kooperationen von Bühnenbild und Sprechtheater zu realisieren – auch diese Nische füllen wir. Studierende finden in den Produktionen Raum für erste eigene Entwürfe, Experiment und Umsetzung aber auch Erfahrungen im Umgang mit Schauspielern, Inszenierungsentwicklung, Beleuchtung und Realisierung. In den letzten Jahren hat es sich bewährt alle theaterausstattungsrelevanten Studiengänge wie Maske, Kostümgestaltung, Bühnenplastik und Bühnenmalerei mit einzubeziehen.
 

Bisherige Inszenierungen der Frei-Spieler

- 2009 WO? LIEGT DJIDIARNOW – Etage des Robotron Bürogebäudes
- 2010 DIE WELT IM MIR – Labortheater der HfBK Dresden
- 2011 DAS PULVERFASS nach Dejan Dukovski – friedrichstadtZentral Dresden
- 2012 GENERATION H nach Shakespeares Hamlet – Kukulida e.V. Dresden
- 2012 PFÄNDERSPIEL nach Nikolai Koljada – Labortheater der HfBK Dresden, friedrichstadtZentral Dresden, Blaue Fabrik Dresden
- 2013 ROTFUCHS nach J.D. Salinger und B.M. Koltes – Hole of Fame Dresden, Kukulida e.V. Dresden
- 2013 K UND SIEBEN RABEN nach O. Preußlers „Krabat“ – Labortheater der HfBK
- 2014 TRAUMSICHT nach Shakespeares Sommernachtstraum – Hinterhoftheater Kamenzer Str. 25
- 2014 SIEBEN GEGEN THEBEN nach Aischylos – Labortheater der HfBK, Sektor Evolution Kunsttage 2015
- 2015 DIE DRITTE GENERATION – KINDER VON MARX UND COCA COLA – Labortheater der HfBK, Projekttheater Dresden / Sektor Evolution Kunsttage 2016
- 2016 FLUCHT ZU PFERD BIS ANS ENDE DER STADT – Labortheater der HfBK Projekttheater Dresden
- 2017 EXIT > KUCKUCKSNEST – Labortheater der HfBK, Projekttheater Dresden, Kukulida Dresden, Fusion-Festival Lärz


Pressestimmen



Neustadt-Geflüster

Beliebte Posts aus diesem Blog

Abends in der Huschhalle

Kein Skandal im Sperrbezirk

»Man muss Anfängen wehren, auch wenn diese aus einer vermeintlich richtigen Richtung kommen«