Überpunk

Überpunk
Trieblaut gehen mit ihrem dritten Album auf Tour

Wenn man »Trieblaut« treffen will, geht man am besten in den Ostpol auf die Königsbrücker Straße. Der eine wohnt drüber, der andere arbeitet an der Bar und wenn man den beiden dann ein paar Fragen stellt, bricht ein wildes Wortgewitter über einen herein, angefüllt mit irren Ideen, die sich gegenseitig ergänzen. Mit anderen Worten: es rockt – genauso wie ihre Musik.


Die hört sich an wie ein schräges Potpourri aus Postgrunge, Noise- und Avantgarderock, zusammengesetzt zu wilden Soundcollagen, die eigentlich einen neuen Namen verdienen. Schlagzeuger Alwin Weber und Bassist und Sänger Oliver Zorn, genannt Ollus, sehen das ähnlich: »Wir tun uns schwer mit üblichen Genrezuschreibungen. Definitionen schränken uns zu sehr ein, deshalb haben wir angefangen unseren Stil als Überpunk zu bezeichnen. Damit wir endlich mal Ruhe haben und uns trotzdem ständig neu definieren können.« Und deshalb haben sie auch ihr neues Album so genannt: »Überpunk«.

Kennengelernt haben sie sich vor vielen Jahren auf Breakcore-Partys im Jägerpark. »Beim Breakcore treffen wir uns, ansonsten sind unsere musikalischen Hintergründe sehr verschieden«, erklärt Alwin. »Während ich eher aus der Elektroschrauber- und Noise-Ecke komme, bewegt sich Ollus eher in düsteren Rock’n’Roll- und Gitarrensphären.« Alwin Weber ist auch heute noch in Noise- und Breakcore-Kreisen als »StörenFrieD« unterwegs, und als Veranstalter des jährlich stattfindenden Festivals »Circuit Control« gilt er als einer der wichtigsten Personen der Circuit-Bending-Szene in Dresden. Oliver Zorn hingegen spielte früher in verschiedenen Bandprojekten. Neben Pseudowüter, Todi, Sokto und Zymotic Crust machte er vor allem als Schlagzeuger in der Band Mad Man’s Milk von sich reden. 

Das Cover der neuen Überpunk-Platte hat der Künstler Nils Schumacher aus Hannover gestaltet.

Nach »Don Xoolio’s Destiny« (2014) und »Empire« (2016) erschließen Trieblaut mit »Überpunk« neue Horizonte. Das Album klingt grooviger, hat melodischere Gesangsparts und wirkt weniger collagenhaft, zudem ist es auch nicht so Noise-lastig wie die früheren Alben, was es für viele Zuhörer vermutlich eingängiger werden lässt. Auch textlich hat sich einiges verändert, wie Ollus verrät: »Wir versuchen eher eine Brücke nach außen zu schlagen, während früher vor allem innere Beweggründe im Vordergrund standen. Ich bin auch einfach zufriedener gewordener.«

Das hat zum Teil auch mit der Entscheidung zu tun, ein eigenes Label zu gründen. »Wir sind überall angeeckt und haben einfach keine Lust mehr Kompromisse einzugehen«, sagt Alwin. »Wir hatten schon zwei Angebote, aber jeder wollte uns irgendwie reinreden.« Zwar haben sie ihre Musik schon immer selbst verlegt, doch mit der Gründung von »On the Run Records« können sie sich die Möglichkeit offen halten, auch andere Projekte zu realisieren, erklärt Ollus weiter: »Die Steine, die uns die Leute in den Weg gelegt haben, wurden irgendwann zu einer Straße, auf der wir gehen können.«

Die »Überpunk«-Record-Release-Tour startet am 21. März in Leipzig und endet am 9. April in Dresden, natürlich im Ostpol



(Text und Bild sind für das Dresdner Kulturmagazin entstanden.) 


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