Sounds im Draht

Sounds im Draht
Das »Circuit Control« im Sektor Evolution

Auch in diesem Jahr heißt es beim Circuit Control wieder »Löten bis der Arzt kommt!« Bei dem alljährlichen Circuit-Bending-Festival können Technikfreaks und Elektrogeeks eigene Synthesizer bauen, sich in elektronisches Kinderspielzeug hacken, alte Spielkonsolen frisieren oder einfach die längst überfälligen Reparaturen am eigenen Soundsystem vornehmen.

Alle Bilder stammen aus der Circuit-Control-Pressemappe.
Alle Bilder stammen aus der Pressemappe des Circuit Control.

Eigentlich sollte das Festival dieses Mal im Kukulida e.V auf der Martin-Luther-Straße stattfinden. Doch aufgrund von Einschränkungen infolge der Coronakrise ist die Location für dieses Jahr nicht die beste Wahl, wie Veranstalter Alwin Weber erklärt. »Es durften laut Hygienekonzept nur 15 Leute rein. Da habe ich eben den ›nächst‹ größeren Raum gesucht.« Und der nächst größere Raum sei der Sektor Evolution im Industriegelände gewesen, wie Weber mit einem Augenzwinkern erklärt.

»Der Sektor passt auch ganz gut wegen der Techno-Steampunk-Optik. Außerdem sind die Betreiber langjährige Kollegen und Freunde. Durch den Raum ergeben sich auch ungeahnte Ausstellungsmöglichkeiten.« Wie üblich wird es die ganze Woche über Workshops und Sessions zum Thema auditive und visuelle Elektronik geben. Dabei werden lokale und internationale Dozenten, Künstlerinnen und Musiker Einblicke in ihr Schaffen geben. Den Input fürs eigene Basteln geben offene Gesprächsformate, Präsentationen und interaktive Vorträge. Dabei werden Tipps und Tricks fürs Circuit Bendíng ebenso gegeben wie zum Bau von kinetischen Objekten oder für Licht- und Videoexperimente. Am Mittwoch läuft unter dem Titel »Blödsinn mit Lötzinn« auch ein elektronischer Bastel- und Lötworkshop, der sich speziell an Kinder richtet.


Doch auch bei den Angeboten für Erwachsene sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Gerade die Ansätze vom Circuit-Bending sind spielerischer Natur. Sounderzeugende Elektronik wird meist auseinandergeschraubt, anschließend wird mit dem feuchten Finger über die Platine gefahren, um herauszufinden, welche neuen Verbindungen, welche Effekte hervorrufen. An entsprechender Stelle wird der neue Kreislauf geschlossen. Was mit diesen zufälligen Verbindungen beginnt, kann sich zu einer handfesten Philosophie weiterentwickeln. Schließlich werden neue Möglichkeiten gesucht, mit Elektrogeräten Sounds zu erzeugen, die vom Hersteller so nicht beabsichtigt waren. Und theoretisch kann man mit jedem elektronischen Bauteil ein Geräusch erzeugen. Denn die Potentiale für die Sounds sind bereits in den Drähten und Schaltkreisen vorhanden.


Vor Ort können zudem auch Bausätze für eigene Synthesizer und Effektgeräte erworben werden. Möglichkeiten Platinen zu ätzen sind ebenso vorhanden wie jede Menge Lötkolben und elektronischer Bauteile.

Das Festival endet am Samstag mit einem Konzert unter dem Motto »Raving without dancing«, was natürlich als Anspielung auf das Tanzverbot in Coronazeiten gemeint ist, aber auch als Insidergag zu verstehen ist. Schließlich lädt die Musik aus Drones, Glitches, Noise und Beatz eher selten zum Tanzen ein. Doch das audiovisuelle Konzert-Programm ist vielseitig und besteht aus zehn verschiedenen Acts. Es sollte also für jeden etwas dabei sein.

Circuit Control, Sektor Evolution, 28. September bis 3. Oktober, 12 – 21 Uhr
Weitere Informationen unter: www.circuit-control.de

(Der Text ist für das Dresdner Kulturmagazin entstanden.)

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