Kunst auf die Kette kriegen

Kunst auf die Kette kriegen
Das LackStreicheKleber-Festival wird mobil

Beim Dresdner Urban-Art-Festival »LackStreicheKleber« dreht sich dieses Jahr alles um die Verbindung von Urban Art und Fahrrädern. Das Motto lautet dementsprechend »Von echten Farben auf zwei Rädern«. Eine Ausstellung, die sich diesem Thema aus verschiedenen Perspektiven annimmt, wird dabei konsequenterweise auch nicht im geschlossenen Raum stattfinden, sondern direkt auf der Straße. Also dort, wo Urban Art auch entsteht. 

Alle Bilder stammen aus der Pressemappe des LackStreicheKleber-Festivals 2020.

Mitorganisator Jens Besser verrät, wie das funktioniert: »Wir haben eine Ausstellung auf zwei Lastenrädern konzipiert. Ein guter Kumpel hat einen ausklappbaren Kubus entwickelt, den man ziemlich schnell auseinanderfalten kann.« Die beiden Ausstellungsmodule können an verschiedenen Orten in der Stadt flexibel aufgebaut werden, was nicht nur aufgrund von Corona gewisse Vorzüge bietet.

»Das hat natürlich auch den Vorteil, dass man sich nicht von überall her Genehmigungen einholen muss. Das Fahrrad kann man fast überall hinstellen, aufbauen und nach ein paar Stunden wieder wegfahren.« Neben der unausgesprochenen Bewerbung von alternativen Mobilitätskonzepten verdeutlicht das diesjährige Motto auch die Mentalität von Urban Artists. Denn die müssen unterwegs sein, um ihre Kunst machen zu können. 


Darüber hinaus hat der LackStreicheKleber e.V. zusammen mit dem Italien-Zentrum Gastkünstler gefunden, die sich der zweirädrigen Fortbewegung verschrieben haben. Simone Ferrarini, Fijodor Benzo und HOPNN sind allesamt italienische Urban Artists, die sich in ihrem Schaffen mit Fahrrädern auseinandersetzen. Sie werden wie üblich Workshops geben und sich an einer gemeinsamen Wandbemalung beteiligen. Der Künstler HOPNN bekommt zudem eine Einzelausstellung im Görlitzer Kulturverein NeunGörlitz. Dort wird auch eine Aktion an Fahrt aufnehmen, die bereits im Vorfeld des Festivals beginnt. 

Am 14. August startet nämlich die zweite sogenannte »Cargo Tour de Saxe«. Das ist eine Fahrradtour mit Lastenfahrrädern, die von Görlitz über Zittau, Löbau und Bautzen nach Dresden führen wird. Auf der Fahrt werden der niederländische Illustrator Toon Hezemans und der Dresdner Jens Besser Kunstwerke schaffen. Eine Vorgängerversion des Formats hat Besser bereits im vergangenen Jahr realisiert.


Neu in diesem Jahr ist auch eine sogenannte »Papergirl«-Aktion. Das Prinzip erfand die Berliner Künstlerin Aisha Ronniger bereits 2006. Seitdem hat das Konzept zahlreiche Nachahmer auf der ganzen Welt gefunden. Bei »Papergirl« werden vom Fahrrad aus zusammengerollte Kunstwerke verschenkt. Das erinnert an amerikanische Zeitungsjungen, die sogenannten Paperboys. Die schleudern ihre gerollten Zeitungen vom Fahrrad aus in die Vorgärten der Leser. »Die Aktion soll vor allem zum Mitmachen animieren«, erklärt Besser. »Teilnahmebedingungen gibt es nicht. Die Kunstwerke können einfach an den Verein geschickt werden oder man bringt sie am besten am Tag der Verteilaktion, den 13. September, direkt vorbei.«

Außerdem werden beim LackStreicheKleber immer helfende Hände gesucht. Weil einige Mitstreiterinnen nicht mehr aktiv im Verein sein können, findet das Festival deshalb auch nur noch alle zwei Jahre statt. »Wir brauchen vor allem Leute, die Veranstaltungen organisieren und dabei helfen die Urban-Art-Szene zu vernetzen.« Gerade durch Corona sei die Situation besonders schwer, sagt Besser, denn viele Akteure seien Freiberufler, die schon alle Hände voll damit zu tun haben, ihr finanzielles Überleben zu sichern.

LackStreicheKleber – Urban Art Festival Dresden vom 12. bis 20. September. Weitere Informationen unter: www.lackstreichekleber.de


(Dieser Text ist für das Dresdner Kulturmagazin entstanden.)

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